Eine Hinrichtung

WAF Vorwärts Brigittenau – SV Wienerberg 1921 7:1 (2:0)

Eigentlich begann die Sonntagvormittags-Matinee in der Brigittenau unauffällig und relativ harmlos. Wienerberg, im Vorfeld sicher auf Sieg eingestellt, versuchte dieser Rolle auch gerecht zu werden und setzte die ersten Akzente. Eine Halbchance durch Alexander Al Sarrag, die bei genialer Ballbehandlung durchaus eine sehr gute hätte werden können, war das erste Lebenszeichen der Gäste. Und wie sich zeigen sollte, beinahe auch schon das letzte.

Dies Hausherren verhielten sich derweil eher abwartend, als müssten sie erst Zutrauen zu ihrem Spiel finden. Eines aber machten sie gut, sie setzten die ballführenden Spieler von Wienerberg stets unter Druck, so dass die ziemlich oft schlechte Entscheidungen trafen. Und mit der Zeit fanden die Brigittenauer Vertrauen in ihre Stärken und begannen die Kontrolle über die Partie zu übernehmen, vornehmlich über die defensivschwache linke Seite der Gäste.

Ein perfekt getretener Freistoß eröffnete schließlich den Torreigen (29.). Zwar war der Ball hervorragend in die rechte Kreuzecke platziert und damit für Torhüter Nino Moser unhaltbar, aber so knapp über die Mauer geschossen, dass diese, wenn sie hochgesprungen wäre, das Ärgste verhindern hätte können. Mit ziemlich untauglichen Mitteln versuchte Wienerberg in der Folge, wieder besser ins Spiel zu kommen, dabei unterliefen aber so viele Abspielfehler und Ballverluste, dass man als Gästefan eher hoffen musste, mit einem knappen Rückstand in die Pause zu kommen. Dies gelang nicht. Ein Treffer in der Nachspielzeit der ersten Spielhälfte, sehr passivem Attackieren geschuldet, war ein echter Nackenschlag für die an diesem Tag ohnehin schwachen Gäste aus Favoriten.

Wer nach Seitenwechsel auf eine Wende in dieser Partie gehofft hatte, wurde rasch eines Besseren belehrt. Die Hausherren machten dort weiter, wo sie zur Pause aufgehört hatten, die Gäste, aus ihrer Sicht leider, auch. Nach dem raschen 3:0 und 4:0 (52. und 60.) brachte Trainer Schönberger drei neue Spieler, Maximilian Schmid für Julian Meister, Besart Rama für Mustafa Güllü und Marcus Hauke für Rene Mjka. Diese Maßnahme fruchtete auch kurzzeitig und gipfelte in einem Tor durch Marcus Hauke in der 66. Minute.

Als aber dem 4:1 praktisch vom Anstoß weg das 5:1 folgte, fand das kurze Aufflackern von Hoffnung auf Seiten der Wienerberger rasch ein jähes Ende. In der Folge hatten die Hausherren eine Menge Spaß mit ihren Gegnern und kamen erschreckend leicht zu zahlreichen guten Möglichkeiten. Um ein Debakel, in diesem Ausmaß kaum für möglich gehalten, kamen die Gäste trotzdem nicht herum.

Das bittere an diesem Auftritt für Wienerberg ist, dass man der Mannschaft nicht einmal das Wollen absprechen kann, wohl aber an diesem Tag das Können. Schön wäre es, wenn man sich in der Analyse des Spiels auf Überheblichkeit berufen könnte, oder auf eine Schwächung durch Ausschlüsse, oder auf eine fragwürdige Schiedsrichterleistung, dann hätte man wenigstens eine Erklärung für diese unglaubliche Hinrichtung. Da alles das aber in keiner Weise zutrifft, steht man auf Seiten von Wienerberg diesem Debakel einigermaßen fassungslos gegenüber.

Sicherlich erreichte praktisch kein Spieler der Gäste so etwas wie Normalform, aber wie oft im Spiel unter Druck schlechte Entscheidungen getroffen wurden, ist bedenklich, weil im Training nur schwer korrigierbar. Somit ist es fraglich, ob die Mannschaft bis zum nächsten, sicherlich schweren, Spiel gegen Gerasdorf wieder in die Spur findet. Es steht zu befürchten, dass für den SV Wienerberg 1921 ein unangenehm heißer Herbst bevorsteht.

Wiener Stadtliga – 4. Runde
Spielbericht